Fussball: Von Kompetenzen, Learnings und Trainings

Fussball verbindet Menschen durch Emotionen

Fussball mag einfach aussehen. Entsprechend hoch sind die Emotionen, wenn es nicht so recht läuft und sich Zuschauer als Trainer outen. Ein Gedankenanstoss.

Die Themen in diesem Artikel:

Zuschauer: Motivatoren und «Trainer» zugleich
Zuschauer: Motivatoren und «Trainer» zugleich

«WIR gewinnen, SIE verlieren»

Schon von klein auf bin ich Fan des BSC Young Boys. Fussball war mir bereits damals so wichtig, dass ich in der Grundschule einen Vortrag über YB hielt. Wie stolz war ich, als mir der damalige YB Präsident, Ralph Zloczower, Unterlagen für eben diesen Vortrag zugestellt hatte. Fan sein beinhaltet Identifikation, Emotionen und dementsprechend einige Herausforderungen.

«WIR gewinnen, SIE verlieren.» Beide Male ist hier übrigens von den Young Boys die Rede.

So läuft der Fussball nun mal. Wir Fans sind voll dabei. Mit Kopf, Herz und manchmal etwas reduziertem Verstand …

Manchmal muss man sich abgrenzen. Manchmal wissen wir Zuschauende mehr als die Spieler auf dem Feld. Wir sind es nicht, die auf dem Feld rennen. Die in der Hektik einen falschen Pass spielen, weil uns in dem Moment die Übersicht fehlt.

Fussball ist dynamisch. In jeder Sekunde verändert sich die Situation auf dem Feld. Als Spieler:in muss man fit sein. Körperlich und auch im Kopf. Denn es geht um Wahrnehmung. Um vernetztes Denken. Um schnelles Reagieren. Um Mut. Um …

Eine komplexe Angelegenheit also. Und was komplex ist, muss eingeübt werden.

Andreas Räber, der vielseitige! Enneagramm Coach / Trainer, GPI-Coach, Naturfotograf, Online-Marketing-Spezialist
Andreas Räber, Enneagramm-Coach, Trainer und GPI®-Coach, Wetzikon

Gezieltes Training, damit die Abläufe klappen

Vom bekannten Automobilhersteller Henry Ford haben wir gelernt, dass wir mit vordefinierten Abläufen viel Zeit einsparen können. Jeder Handgriff muss sitzen. Darum hatten die damaligen Arbeiter auch nicht viel Abwechslung. Fliessbandarbeit im wahrsten Sinn des Wortes. Heute wissen wir alle, dass diese Form niemanden glücklich macht. Und doch stehen wir vor oder bereits mitten in einer Epoche, wo Künstliche Intelligenz uns solche Arbeiten abnimmt. Alles Repetitive wird automatisiert. Überall dort, wo Menschen ersetzt werden können. 

Im Fussball ist die Ausgangslage etwas anders. Dort geht es um Schnittstellen zwischen Technik, Ausdauer, Dynamik und Menschen.

 Während in der Fabrik alles gleich bleibt, ändern sich im Fussballspiel die Voraussetzungen laufend.

Im Fussballspiel ist vieles unberechenbar
Im Spiel ist vieles unberechenbar

Fussball – dem Leben so nahe

Kann man im Fussball Abläufe automatisieren? Sicher. Laufwege. Pässe. Standartsituationen. Da ist viel möglich. Am besten gelingt es, wenn die gegnerische Mannschaft einen Moment unaufmerksam ist oder noch nie gegen einen gespielt hat. Oder, wenn diese ihrerseits Abläufe trainiert, die wir im Vornherein studieren und uns darauf einstellen können.

Einstudierte Spielzüge sind darum sehr kurzweilig. Am besten wirken sie, wenn sie neu sind oder der gegnerischen Mannschaft die Kraft fehlt.

Einstudierte Spielzüge müssen zur richtigen Zeit lanciert werden. Richtig heisst, wenn der Gegner ungünstig steht, ermüdet ist oder bereits mit einem Sieg seinerseits rechnet und nicht mehr so aufpasst. Sie können, nein sie müssen überraschend eingesetzt werden. Weil es um Schnelligkeit geht und um den Überraschungseffekt. Spielzüge, Laufrichtungen, Schnelligkeit, Passpräzision – in einem Fussballtrainingslager lässt sich vieles trainieren.

Diese Haltung, diese Voraussetzungen, sie erinnern mich oft an den Lebensalltag.

Planen. Trainieren. Wahrnehmen. Mutig sein. Handeln. Leben und Fussball sind vielfältig.

Fussballtraining: Spielzüge trainieren, dass sie sitzen
Fussballtraining: Spielzüge trainieren, dass sie sitzen

Besondere Fussballer:innen

Sehr oft werden Fussballspiele mit wenigen Spielzügen entschieden. Mit aller Macht (exzessiver Körpereinsatz) einen «dreckigen» Sieg (mit viel Glück ein «unverdientes» Tor schiessen) erzwingen – so die Aussagen, die man beim Fussball immer wieder hört.

Fussball wie Kapitalismus: Hauptsache Gewinn!

Ja, in dieser Welt leben wir. Dreckige Siege fühlen sich nicht gut an.

Die Frauen Fussball EM 2025 hat uns anderen Fussball gezeigt. Es ging um Wille, Ehre, um Fähigkeiten und den Mut, Risiken einzugehen.

Insbesondere England hat Resilienz vorgelebt. Eine starke Auswechselbank mit Spielerinnen, die einen Match drehen konnten.

Das löst Freude aus. Starke Einzelakteurinnen, die ein ganzes Team mitreissen können.

Einzelne Spieler:innen können einen Match herumreissen
Einzelne Spieler:innen können einen Match herumreissen

Die unsichtbaren Kompetenzen

Fussballerische Fähigkeiten können trainiert werden. Kompetenzen sind Tools, die wir möglichst geschickt einsetzen können. So ist es auch im «richtigen» Leben. Es geht um das Was, Wann, Wie, Wieviel, Warum und das Wo.

Ziele und Aufgaben der Spieler

• Der Verteidiger will beschützen.
• Der Libero will dirigieren.
• Das Mittelfeld will bewirken.
• Der Stürmer will angreifen.

Wenn alle Fussballspieler:innen ihre Aufgaben wahrnehmen, ist das schon mal eine ausgezeichnete Basis. Doch auch ein Verteidiger muss mal vorrücken, wenn der Sturm Hilfe benötigt. Und umgekehrt. Situationen richtig einschätzen und sich in der Folge richtig positionieren oder anbieten.

Das ist Kopfarbeit. Und noch viel mehr Bauchgefühl. Das ist Persönlichkeit.

Übersicht, Schnelligkeit, Schussstärke – alles ist wichtig – im richtigen Moment. Dieses Gefühl, ein Spiel «lesen zu können» ist das A und O. Stärken, Schwächen, Spielumstellungen der Gegner erkennen und dementsprechend reagieren.

Fussball-Trainingslager – das Gefühl für den richtigen Moment entwickeln und fördern
Fussball-Trainingslager: üben, üben, üben

Fussball-Trainingslager – das Gefühl für den richtigen Moment entwickeln und fördern

Kompetenzen, Learnings und Trainings. Spielzüge, Zusammenhänge, Teamgeist etc. lassen sich nur über das intensive und bewusste Training einüben.

Entscheidend ist also die Spielpraxis. Auch Fussballspieler:innen sind Menschen, die am Anfang Fehler machen und auch machen dürfen und sollen. Dazu dienen Trainingslager. Um etwas zu verinnerlichen, brauchen wir alle die Möglichkeit, es in der Praxis anzuwenden.

Trainingslager und Testspiele sind Grundlagen für nächste Schritte.

Wenn es ernst gilt und um Punkte geht. Wenn Spieler:innen der harten Fussball-Realität, dem WIR oder dem SIE ausgesetzt sind.

© andreas-räber.ch, 5.8.2025

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