Mit einer Standortbestimmung zu beruflicher Neuorientierung
In unserem Leben gibt es immer wieder Phasen, wo wir uns orientierungslos fühlen. Am Morgen aufzustehen, der Arbeitsweg und die Arbeit selbst bedeuten eine Last, die uns wertvolle Kraft nimmt. Statt motiviert den normalen Herausforderungen zu begegnen, flüchten wir immer mehr in Tagträume, in eine virtuelle Welt, wo wir uns, zumindest für den Moment, wohl fühlen. Zeit, genauer hinzusehen und eine berufliche Neuorientierung zu prüfen.
Träumen gehört zu uns Menschen. Es ermöglicht uns, aus unserer oft so harten Alltagsrealität auszusteigen. Träumen ermöglichen neue Perspektiven und diese in einem gewissen Masse erleben zu können.
Standortbestimmung: Wissen, was man hat
90 % unseres Lebens finden in der sogenannten Komfortzone statt. In all den Tätigkeiten und Situationen, die wir meist automatisiert tun und erleben.
Der grosse Vorteil der Automation ist, dass wir sehr effektiv arbeiten und dabei nicht viel überlegen müssen. Der Nachteil: Das bewusste Erleben fehlt und wir nehmen vieles nicht mehr wahr.
Um sich beruflich neu orientieren zu können, sollten wir festhalten, wo wir stehen und was wir bisher erreicht haben.
- Schreiben Sie sich Ihre beruflichen Erfolge auf (Diplome, Projekte etc.)
- Auch die zwischenmenschlichen Begegnungen sind wichtig. Wie Sie Ihr Team erleben und ob Sie sich an besondere Begegnungen erinnern. Wie sie zustande gekommen sind, was diese ausmacht etc.
- Welche Kompetenzen haben Sie, welche würden Ihre Freunde oder Arbeitskollegen über Sie aufzählen? Eine Aussensicht ist besonders spannend.
- Gibt es Arbeitsabläufe, Aufgaben, Kollegen, Chefs, die Sie besonders herausfordern und wenn ja, warum?
- Fühlen Sie sich von anderen gehört und gefördert?
- Ist eine offene Feedbackkultur möglich?
- Sind Fehler erlaubt und werden diese sachlich diskutiert?
Was ist in Ihren Träumen anders?
- Arbeiten Sie noch im gleichen Beruf?
- In welcher Stellung arbeiten Sie?
- Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
- Arbeiten Sie mit Menschen oder mit Dingen?
- Wie treten Sie auf?
- Welche Werte haben Sie?
- Arbeiten Sie alleine oder in einem kleinen oder grossen Team?
- Von welchen Berufen haben Sie als Kind schon geträumt?
Schreiben Sie sich Ihre Träume, Wünsche auf. Was unterscheidet sich vom heutigen Berufsleben? Welche Dinge sind für Ihre angehende berufliche Neuorientierung wichtig?
«Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.»
Eleanor Roosevelt, ehemalige First Lady in den USA
Erste Schritte in die berufliche Neuorientierung wagen
Das erarbeitete Material gilt es nun zu ordnen. Lassen sich daraus bereits einige wichtige Erkenntnisse fassen? Welches sind die wichtigsten? Gibt es Dinge, die Sie auf keinen Fall möchten? Wenn Sie Ihre Standortbestimmung abgeschlossen haben, können Sie die nächsten Schritte angehen.
- In einem Veränderungsprozess lohnt es sich, die Hilfe eines Coaches zu beanspruchen. Er oder sie stellen Ihnen ergänzende, auf Ihre Ziele ausgerichtete Fragen. Damit wächst die Chance, Ziele zu erreichen.
- Das Internet ist voller Videos, die Berufe vorstellen. Es ist immer ein kleiner Einblick, doch hilft er schon, die Informationen mit der erarbeiteten Standortbestimmungsliste abzugleichen.
- Versuchen Sie sich auf die 5 wichtigsten Berufe zu konzentrieren, die Ihnen zusagen.
- Machen Sie sich auch Gedanken über die Zukunftschancen dieser Berufe. In praktisch jedem Beruf werden heute digitale Kenntnisse erwartet.
- Checken Sie Stellenangebote. Es geht in diesem Schritt nicht darum, sich auf eine Stelle zu bewerben, sondern vielmehr, sich Eindrücke zu verschaffen, was gesucht wird und wo Sie sich angesprochen fühlen.
Im aktuellen Beruf bleiben
«Das Leben ist das, was Du daraus machst!» heisst es so schön. Das gilt auch für unseren Beruf. Wenn es an der Zeit ist, sich beruflich verändern zu wollen, sollten sie sich unbedingt auf diesen Prozess einlassen. In einen anderen Job oder Beruf zu wechseln, vermittelt uns auch immer das Bild, dass jetzt vieles besser wird. Das muss nicht sein.
Wir arbeiten in jedem Beruf in einem sozialen System, wo wir selbst unseren Teil beitragen. Es entstehen Wechselwirkungen zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften, auf die jede/jeder anders reagiert. Wir alle haben Ziele und die können sich von denjenigen der andern massiv unterscheiden, vielleicht sogar gegeneinander wirken. Das können auch unbewusste Ziele sein!
Bei einer beruflichen Neuorientierung müssen wir darum auch bei uns hinsehen
Das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen und uns selbst reflektieren. Sollte sich keine Lösungen finden, haben Sie trotzdem profitiert.
Hinsehen, Handeln, eine offene Kommunikation, auch Selbstliebe, Geduld, stabile Freundschaften und nicht zu unterschätzen der Spassfaktor, kurzum eine gute Work-Life-Balance ist für ein erfülltes Berufsleben enorm wichtig.
Berufliche Neuorientierung ist ein herausfordernder Prozess. Der britische Polarforscher Ernest Shackleton bringt es mit seiner Aussage «By endurance we conquer» («Mit Durchhalten zum Erfolg») auf den Punkt.
Jede Erkenntnis und jede Erfahrung verändert und bringt Sie Schritt für Schritt näher ans Ziel.
© Andreas-Räber.ch – 11.2.21
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