Beim Friseur: ein neuer Haarschnitt und vieles mehr

Friseure haben es, wie viele andere Unternehmen, während der momentanen Corona-Pandemie nicht leicht. Zumindest beim zweiten Lockdown dürfen sie unter bestimmten Bedingungen geöffnet haben. Was für die meisten von uns einfach als Haare schneiden eingestuft wird, beinhaltet jedoch oft viel mehr.

Friseure gab es schon im Mittelalter

Um dem Beruf des Friseurs nachzugehen, forschen wir bis ins tiefe Mittelalter. Bei diesem Stichwort kommen mir immer Bilder von „Die Säulen der Erde“ (Ken Follet) in den Sinn. In dieser Zeitepoche war Schönheit und Reinheit vor allem den gebildeten Menschen vorbehalten. Gebadet wurde stundenlang in öffentlichen Badestuben. Bei dieser Gelegenheit liess Mann sich auch gleich den Bart reinigen, allfällige Wunden versorgen – und die Haare schneiden. All-in-one.

So richtig schöne Locken konnten sich zu dieser Zeit hauptsächlich die Adeligen leisten. Coiffeure konnten sich vor allem in Paris als wahre Haarkünstler etablieren. Schon damals wurde der Haarpracht viel gesellschaftliches Prestige zugeschrieben.

Beim Friseur: ein neuer Haarschnitt und vieles mehr
Friseure: Haare schneiden und mehr...

Weiche Daten erfahren

Ich erinnere mich an meine Coiffeurbesuche. Ich sitze da und es entwickelt sich ein Gespräch, während mein Friseur mir wie nebenbei die Haare wäscht, sie anschliessend mit professionellen Handgriffen schneidet und zum Schluss mit Sorgfalt in die gewünschte Form bringt. Während dieser Prozedur diskutieren wir über allerlei gesellschaftliche oder auch andere Themen. Ein reger Austausch persönlicher Meinungen.

In den Medien wird derzeit oft über verschiedene Raten und Zahlen berichtet und mit den unterschiedlichsten Statistiken argumentiert. Man analysiert nackte Fakten und zieht daraus Schlüsse, die das gesellschaftliche Leben betreffen. Dabei fehlt dieser Denkweise oft das Verbindende, Menschliche. Sogenannte weiche Daten.

«Weiche Daten sind laut Wikipedia Angaben zur Krankengeschichte eines Patienten wie Husten oder Atemnot, die stark von dessen Ermessen abhängen. In der Meteorologie sind typische harte Daten die Lufttemperatur, der als weiche Daten die gefühlte Temperatur gegenübersteht.»

Dieses Augenmass, dieses Unmittelbare von weichen Daten darf mit all der aktuellen Faktengläubigkeit nicht endgültig aus dem Fokus geraten.

Stimmungsbarometer Friseur

Friseure, so vermute ich, könnten uns viel über die Stimmung in der Bevölkerung sagen.

Beim Friseur finden Begegnungen statt, wo sich Menschen spontan mitteilen.

Sowie das Resultat auffallende Schönheit ist, geschieht viel Austausch im Hintergrund. Friseure sind weit mehr als reine Dienstleistende, sondern auch sehr gut informiert über die aktuellsten Meinungen und Entwicklungen. Vor allem über die oben genannten weichen Daten.

Und so gehören Friseure wohl zu denen, die uns all die Statistiken und errechneten Zahlen auch noch auslegen könnten, weil bei ihnen der Mensch mit all seinen Bedürfnissen im Fokus steht.

© Andreas Räber – 20.2.2021

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